Geschichten ausm Paulaner-Garten – Tagesgeschäft oder doch Faszination 1/2013

Der Stehgeiger eröffnet eine neue Artikelreihe, die hoffentlich in Serie gehen kann. Dabei widmet er seine ganze Aufmerksamkeit einigen aktuellen Nachrichten aus Funk und Fernsehen rund um den Fußball.

Amsterdam

Der FC Chelsea darf sich jetzt auch Europa League Sieger nennen. In einem spannenden Spiel, ohne ganz große spielerische Momente, gewannen die Londoner gegen die portugiesischen Adler von Benfica Lissabon mit 2:1. Vor gut 26.000 Zuschauern erzielte Fernando Torres in der 59. Minute die Führung für Blau, ehe Óscar Cardozo per Handelfmeter ausgleichen konnte (68. Minute). Danach entbrannte eine hektische Partie, in jener Phase hätten beide Teams den Siegtreffer erzielen können. Der FC Chelsea hatte aber den üblichen Finaldusel und Branislav Ivanovic köpfte in der 3. Minute der Nachspielzeit zum Sieg ein. Es war ein Finale wie man es seit dem letzten Jahr von den Blues kennt. Feldunterlegen, uninspiriert und am Ende doch gewonnen. Haben die Engländer etwa Mitschnitte der Bayern aus den 90ern studiert? Rafa Benitez, der spanische Kellner an der Seitenlinie fand ein versöhnliches Ende seiner Amtszeit in London. Vielleicht schwenkt Abramowitsch doch noch um und verlängert den Vertrag mit dem unbeliebten Ex-Liverpooler, wie es auch schon mit Di Matteo geschehen war. Der lebenden Legende Eusebio auf der Tribüne dürfte das egal gewesen sein und Benfica wird sein Finaltrauma nicht los. Selbst der in Düsseldorf gefürchtete Luisao konnte die Niederlage nicht verhindern. Der Stehgeiger macht einen Vorschlag für den russischen Oligarchen im Besitz des FC Chelsea. Übernehmt die Idee des Trainergespanns aus good old Germany! Der finnische Recke Sami Hyypiä und Lewandowski (nein der spielt nicht selbst) oder auch Jogi und Klinsi machten es vor. Anstatt den wankelmütigen Mourinho aus Madrid zu holen, sollte Chelsea lieber Di Matteo und Benitez gleichermaßen engagieren. Damit stünde im nächsten Jahr alle Titelträger fest: nämlich nur der FC Chelsea!

Bremen

Eine Ära, wie man so schön sagt, geht zu Ende. Thomas Schaaf wird nicht mehr länger an der Seitenlinie poltern und Arnd Zeigler mit Informationen aus der Kabine versorgen. Jener Zeigler zeigte sich bei einem Radio-Interview mit WDR 2 sichtlich betroffen und musste aus seinen Lobpreisungen über den Menschen Schaaf, vom wenig sensiblen Moderator gerissen werden. Auch der Stehgeiger bereut das Ende Schaafs bei Weder Bremen. 14 Jahre, eine deutsche Meisterschaft sowie 3 DFB-Pokal Titel später stellt sich die Frage nach einem Nachfolger. Neue Impulse sollen her und es gibt Kandidaten die jene bringen sollen. Der Manager mit Eishockey-Erfahrung Thomas Eichin stellte erst kürzlich klar, dass es keine interne Lösung geben soll. Damit ist Otto Rehhagel aus dem Rennen. Nun kursieren Namen und der Stehgeiger hat die Lösung parat. Das personifizierte HB-Männchen Claus-Dieter Wolltitz, kurz Pele Wollitz, könnte direkt übernehmen. Man kennt den energiegeladenen Coach aus aktiven Zeiten in Kaiserslautern, oder auch auf dem Titelblatt der 11Freunde mit weißer Taube. Eben jener Wollitz katapultierte sich bei Aufstiegskandidat und Drittligist VfL Osnabrück ins Abseits, indem er sich bei einer Wutrede von den eigenen Fans filmen ließ. Ein Spielerversteher, Gottvater und Taktikfuchs wie Wollitz würde prima an die Weser passen und den Verantwortlichen endlich die ersehnten neuen Impulse geben. Wenn Elia und Arnautovic dann mal wieder für Schlagzeilen sorgen, war der Trainer wenigstens vor Ort. Ein Bild Artikel im Oktober 2013 könnte so aussehen: Werder Stars auf dem Oktoberfest – Skandal in München – Trainer Wollitz versprach zu zahlen, prellte aber die Zeche. Spieler kurzfristig festgenommen. Lemke muss aus Bremen einfliegen um die Saufbrüder wieder auszulösen. Uli Hoeneß tadelt aus der JVA Tegernsee.

Frankfurt/Miami

Der Kader für die USA-Reise der deutschen Nationalmannschaft steht fest. Für die zwei Freundschaftsspiel gegen Ecuador (29. Mai) und die USA (02. Juni) muss Löw auf 15 Spieler verzichten. Darunter alle Spieler des FC Bayern und Borussia Dortmund, die das Champions League Finale austragen. Außerdem fehlen unsere beiden Legionäre von Real Madrid, Sami Khedira und Mesut Özil. Miroslav Klose, Kevin Großkreutz und Sven Bender sollen nachreisen.

Als Debütanten hat Löw Max Kruse (SC Freiburg bzw. Borussia Mönchengladbach), Philipp Wollscheid und Sidney Sam (Bayer 04 Leverkusen) und Nicolai Müller (FSV Mainz 05) nominiert.

Auch einige Namen, die bereits in der Vergangenheit im Kader standen, fanden wieder Berücksichtigung: Aaron Hunt (Werder Bremen), Denis Aogo (Hamburger SV), Andreas Beck (TSG 1899 Hoffenheim) sowie Stefan Reinartz (Bayer 04 Leverkusen).

Vorab, diese Reise kann man eigentlich nicht unter normalen Umständen beurteilen, denn die besten deutschen Spieler fehlen. Weiterhin darf am sportlichen Wert dieses Trips gezweifelt werden, da stehen wohl eher wirtschaftliche und werbe-technische Interessen im Vordergrund.

Trotzdem wird auch Fußball gespielt und den Stehgeiger freut es, dass mit Sidney Sam ein Ex-Lautrer dabei sein wird. Sidney hatte wirklich Pech mit Verletzungen und kam eigentlich fast immer wieder stark zurück. Gerne erinnert man sich an seine beiden Jahre im Trikot der Roten Teufel und rauft sich heute noch ärgerlich die Haare, dass man ihn nicht am Betze halten kann. Etwas verwundert hat mich die Nachricht dann schon, war ich davon ausgegangen, dass Sam lieber für Nigeria auflaufen würde. Im Kicker gab es eine Meldung im November des letzten Jahres dazu. Wie seine Chancen auf einer dauerhafte Karriere in der DFB-Elf aussehen, mag ich nicht beurteilen. Sollte er mal einen längeren Zeitraum fit bleiben, ist er sicherlich ein Kandidat.

Heimlich still und leise meldete sich auch der ehemalige Bremer Disco-Tänzer Aaron Hunt zurück. Trotz Bremer Schwierigkeiten wusste Hunt zu überzeugen und verbuchte 11 Tore und 6 Vorlagen. Nach langer Zeit löste Hunt in dieser Saison das Versprechen ein, welches sein Talent bereits in jungen Jahren gab. Er spielte konstant und war einer der Lichtblicke in einer tristen Bremer Mannschaft.

Max Kruse hat sich die Nominierung auch völlig verdient, denn er spielte die Saison seines Lebens. Natürlich profitiert er von den Absagen der Stammspieler und es bleibt fraglich, ob er überhaupt Berücksichtigung gefunden hätte, wären alle an Bord. Trotzdem wird Jogi Löw immer ein Auge aufs Breisgau haben und liegt damit völlig richtig.

Nicolai Müller, unabhängig von Mainz 05, ist dem Stehgeiger nicht so sehr aufgefallen. Sicherlich hat er einen Schritt gemacht, aber gleich Nationalspieler halte ich doch für arg verfrüht. Er verbesserte sich in dieser Saison erheblich, aber konnte sein Können nie auf hohem Niveau beweisen, oder war so entscheidend für seine Farben wie Max Kruse.

Philipp Wollscheid rückt wohl auch nur nach, weil die Innenverteidiger fehlen. Der mit vielen Vorschusslorbeeren gekommene Ex-Nürnberger tat sich lange schwer in Leverkusen. Er eroberte sich zwar einen Stammplatz und spielte ordentlich, hat aber nie so überzeugt, dass er in einem Atemzug mit Mats Hummels, Holger Badstuber oder Jerome Boateng genannt werden kann. Gerade in der Europa League gegen den späteren Finalisten Benfica Lissabon wirkte er anfällig. Bei ihm wird man abwarten müssen, wie er den Anforderungen der Königsklasse in der kommenden Saison gerecht werden kann.

Wie Löw Andreas Beck und Denis Aogo nominieren konnte, wird sein Geheimnis bleiben. Beck spielt in einer desaströsen Hoffenheimer Hintermannschaft und schaffte es als Leader auch nicht in Erscheinung zu treten. Der Stehgeiger ist der Meinung, dass Beck viel von seiner Dynamik und dem Esprit, welcher ihn vor ein paar Jahren auszeichnete verloren hat. Selbiges gilt auch für Denis Aogo. Der HSV spielte in dieser Saison so, wie sich Mariah Carey hinter der Bühne aufführt. Aogo war quasi das Flaggschiff der Wankelmütigkeit was die Leistungen des HSV betrifft. Ob da die Freiburger Vergangenheit eine Rolle spielt? Damals als junger Mann bei den Breisgauern, dachten viele er mache eine Weltkarriere. Ballsicher, nervenstark beim Elfmeter und mit klugen Pässen spielte er sich in viele Notizbücher. Heute bleibt dieses Versprechen eines Super-Profis. Allerdings agierte er dort im defensiven Mittelfeld und ackert nun hinten links, wo eine der Schwachstellen des deutschen Kaders liegen kann.

Stefan Reinartz hat es auch geschafft, mal wieder nominiert zu werden. Der flexible Defensivmann ist ein Lückenfüller ohne groß zu glänzen. Solche Klavierträger braucht jedes Team und mangels Alternativen wurde er nominiert. Reinartz ist ein solider und nüchterner Arbeiter, den man bringen kann, wenn man weiß was er bringen kann. Der Rollenspieler dürfte sich gut einfügen, aber wenn alle an Bord sind, wird es geradezu unmöglich für ihn dauerhaft ein Thema zu werden. Dafür sind Jogis Männer im defensiven Mittelfeld viel zu stark bestückt. Reinartz geht auch fast jeglicher Offensivdrang ab. Ein klassischer Staubsauger eben, der auch in der Innenverteidigung einsetzbar ist.

Gehen sie davon aus, dass wenn Gonzalo Castro (Bayer 04 Leverkusen) fit wäre, jener sicherlich eine Nominierung ins Haus bekommen hätte. Der Allrounder spielte in Teilen dieser Saison ganz hervorragend in vorgezogener offensiver Position. Nur wird ihm dieses Polyvalenz irgendwann zum Fluch werden. Wo setzt man ihn denn ein? Rechtsverteidiger, defensives Mittelfeld oder offensive Außenbahn? Fast überall erledigt er seine Sache ordentlich bis gut. Was Castros Mannschaftskollegen Stefan Kießling betrifft, ist bereits alles gesagt und geschrieben worden. Man kann von ihm halten was man will, aber wenn man den besten deutschen Torjäger der laufenden Bundesliga-Saison (er könnte auch noch Torschützenkönig werden) dauerhaft außen vor lässt, kann das nicht rein sportliche Gründe haben. Kießling ist auch nicht im biblischen Alter und erlebt seinen zweiten Frühling. Taktische Vorgaben, System oder spielende 9 hin oder her, nimmt man ihn selbst zu dieser besseren Kaffee-Fahrt in die USA nicht mit, muss etwas mehr dahinter stecken. Jogi achtet ja sehr auf das Teamklima, dass heißt wer kritisiert fliegt. Was auch immer Stefan Kießling verbrochen haben mag, er sollte Ahnenforschung betreiben und in „Paulo-Rink-Manier“ woanders anheuern. Ich bin sicher etliche Fußballnationen wären froh einen wie ihn dabei zu haben.

Vielleicht ein Land wo es warm ist und die Sonne scheint. „Stefanos Kießling trifft für Griechenland!“ ; „Mehmet Kießlingütz erzielt Doppelpack für die Türkei!“ ; „Stefanov Kießlov erzielt Siegtreffer für Bulgarien gegen Deutschland! Nationaltrainer Krassimir Balakov außer sich vor Freude.

Abschließend muss diese USA-Reise ein neuen Leitspruch bekommen. Anbei die Vorschläge des Stehgeigers: „DFB big in America – Stefan-Paßlack-Alarm in Übersee“, „How to do it in the US – Sebescen reloaded“ ; „Jogis Resterampe goes Springsteen“ oder auch „ DFB-Team meets Barack Odonkor“.

In diesem Sinne

Euer Stehgeiger

Die nähere Zukunft – In Teufels Küche Teil 2/2

Im zweiten Teil meines Ausblicks über den Unterbau des 1. FC Kaiserslautern werde ich den Fokus nun auf die U-19 (A-Jugend) der Pfälzer legen.

In den letzten Jahren machte die von Gunther Metz trainierte Truppe immer wieder auf sich aufmerksam, im positiven wie negativen Sinne. In der Saison 2010/2011 war man Staffelsieger in der A-Jugend Bundesliga Süd/Südwest und musste sich im Finale um die deutsche Meisterschaft nur dem VFL Wolfsburg klar geschlagen geben (4:2). Aus dem aktuellen Profi-Bereich (erste und zweite Mannschaft eingeschlossen) stammen folgende Spieler aus dieser Jahrgangsmannschaft:

Dominique Heintz, Willi Orban, Chris Keilmann, Julian Derstroff, Sebastian Lindner, Sascha Simon sowie die jüngeren Kaliber wie Jan-Lucas Dorow, Kevin Schwehm und Jean Zimmer. Alle Namen kamen in besagtem Finale zum Einsatz. Einzig Philipp Klement (1.FC Nürnberg) und Nico Pfrengle (FSV Mainz 05) schlossen sich später anderen Vereinen an. Diese Quote gibt weiterhin Anlass zur Hoffnung, dass der FCK sich in Sachen Jugendarbeit auf dem richtigen Weg befindet.

Im darauffolgenden Jahr konnte man die guten Leistungen nicht bestätigen und stieg überraschend ab. Kurioserweise befanden sich unter den drei Letztplatzierten zwei andere Südwestgrößen wie Waldhof Mannheim und der FC Saarbrücken.

In der jetzigen Saison, wo man in der Regionalliga Südwest antritt, führt der 1. FC Kaiserslautern souverän die Tabelle an. In den nächsten Spielen sollte der Aufstieg festgemacht werden und die U-19 darf sich wieder mit den Besten messen. Neben dieser starken Kampagne innerhalb der Liga, konnte man auch im DFB-Junioren Vereinspokal (dem U-19 DFB Pokal) für Furore sorgen. Drei Bundesligisten kämpfte und spielte man nieder. Die Überraschungssiege gegen Hertha BSC, Werder Bremen und Borussia Mönchen-Gladbach sorgten für die Finalteilnahme in Berlin. Dort wartet mit dem 1. FC Köln ein Rivale der Profis aus der 2. Bundesliga. Die A-Jugend der Kölner spielt auch in U-19 Bundesliga West, wo man zu den Top 5 Mannschaften gehört. Alles was dahinter rangiert ist weit abgeschlagen.

Diese Mannschaft zeigte Klasse und Charakter, Trainer Günther Metz stellte das Team immer hervorragend ein und klagte zuletzt über die hohe Belastung für seine Spieler (Rheinpfalz vom 14.05.2013). Nebenbei wurde auch noch der U19-Verbandspokal gewonnen, in einem dramatischen Spiel gegen den großen Rivalen aus Mainz. Damit darf die kommende A-Jugend wieder im DFB-Junioren Pokal antreten. Auch hier wurde wieder ein höherklassiger Gegner bezwungen, welche in der A-Jugend Bundesliga Süd/Südwest spielt. Die Mainzer konnten mit André Schürrle und Trainer Thomas Tuchel die A-Jugend Meisterschaft 2009 gewinnen.

Beachtlich bei den Erfolgen der A-Jugend in diesem Jahr ist, dass man es schaffte sich regelmäßig gegen Bundesliga-Clubs durchzusetzen. Wobei es sich auch nicht um irgendwelche Mannschaften handelte, sondern um Vereine die sich ihrer Jugendarbeit zurecht rühmen dürfen und ständig starke Nachwuchsleute hervorbringen.

Der Stehgeiger hofft, dass wieder eine ähnlich hohe Quote an Spielern den Weg in den Herrenbereich schafft. Einige Spieler konnte ich besser unter die Lupe nehmen und werde jene im Folgenden so gut es geht beschreiben. Der Stehgeiger scheute keine Kosten und Mühen und war beim nervenaufreibenden Halbfinale des DFB-Junioren Pokals in Mönchen-Gladbach vor Ort.

Anfangen werde ich im Tor, wo Raphael Salinger die Position seit Anfang 2013 besetzt. Der 17-Jährige Österreicher wurde vom SC Karlsdorf verpflichtet und schaffte es auf Anhieb Stammspieler zu werden. Mit 1,96m ragt er nicht nur körperlich heraus. Salinger überzeugte im Halbfinale gegen Mönchen-Gladbach als sicherer Rückhalt und Elfmeter-Spezialist. Zwei Strafstöße vereitelte er und schoss selbst eiskalt ein. Auch im Verbandspokal-Finale gegen die Mainzer wusste er zu überzeugen und parierte auch dort einen Strafstoß. Jenen hatte er leichtsinnig verschuldet, wodurch ein Feldspieler für den indisponierten Salinger im Tor abwehrte. Nach der fälligen Roten Karte, machte der Ösi seinen Schnitzer wieder wett und hielt. Seine Stärken sind die gute Präsenz und das Spiel im 1 gegen 1. Traditionell agiert er stark beim Herauslaufen (Ehrmann-Schule) und geizt nicht mit guten Ansätzen auf der Linie. Salinger besitzt nach Meinung des Stehgeigers das Potential in den Profi-Bereich aufzurücken. Bei Torhütern gestaltet sich das auch meist weniger schwer, denn das Spiel verändert sich nur unwesentlich. Wenn er an Körpermasse noch etwas zulegt, wird er eine Alternative. Auf Grund seines Alters, könnte er im kommenden Jahr auch noch weiterhin in der U-19 spielen und in der Bundesliga Erfahrungen sammeln. Gerade sein junges Alter beeindruckten den Stehgeiger um so mehr.

In der Innenverteidigung agiert Bernard Kyere-Mensah. Der in Ghana, Accra geborene junge Mann ist ein kantiger Zweikämpfer. Unbeeindruckt durch körperliche Härte, zeigt er ein starkes Zweikampfverhalten. Kopfballspiel und direkte Zweikämpfe zählen zu seinen Stärken. Auch er ist noch weiterhin spielberechtigt für die A-Jugend im kommenden Jahr. Seine Entwicklung wird mit Spannung beobachtet werden. Vom Elfmeterpunkt in Gladbach schloss er kühl ab.

Angeführt wird die Mannschaft durch den zweiten Innenverteidiger in der Stammelf. Michael Schindele (19) durfte auch bereits in der Reserve mitspielen und hat drei Berufungen zur U-18 Nationalmannschaft auf dem Buckel. Wie Kyere-Mensah ist er körperlich stark, kann aber im Sprint ungeahnte Schnelligkeit zeigen. Mit 1,90m ist er in der Luft eine Macht, auch am Boden überzeugt er durch kluge Pässe und ein anständiges Aufbauspiel. Ihn wird die FCK-Führung bereits länger auf dem Zettel haben und er ist definitiv ein Kandidat um für die kommende Saison endgültig in den Herren-Fußball aufzurücken. Schindele kam vom FC Augsburg und könnte einen ähnlichen Werdegang wie Heintz oder Orban hinlegen. Wo Heintz auch auf der Position des linken Verteidigers spielen kann (wobei er als IV deutlich besser aufgehoben ist), kennt man Schindele als reinen Innenverteidiger. Diesen Namen kann man sich getrost merken und bei stetiger Entwicklung, wird er sich in naher Zukunft vielleicht in der „Kampfmannschaft“ des 1.FC Kaiserslautern zeigen dürfen.

Ein weiterer Afrikaner aus Ghana wirbelt auf der rechten Außenbahn. Manfred Osei-Kwado, nur „Manni“ gerufen, ist mit 17 Jahren einer der Leistungsträger dieses Teams. In der Liga konnte er bereits 11 Tore erzielen (Torvorlagen werden nicht erfasst) und im Pokal 1 Tor und 3 Vorbereitungen beisteuern. Der kleine, wendige Dribbler (1,70m) stellt sich gerne in den Dienst der Mannschaft und macht Kilometer in der Rückwärtsbewegung. Franco Foda belohnte den jungen Mann bereits mit der Möglichkeit bei den Profis mitzutrainieren. Wie immer muss man abwarten, wie die Entwicklung verläuft. „Manni“ dürfte wohl auch noch ein weiteres Jahr in der A-Jugend ran, könnte aber auch eine Alternative im Profi-Bereich werden.

Marcell Öhler ist der Spielmacher im Team und wurde zur U-18 Nationalmannschaft berufen. Es blieb bis jetzt bei der einen Berufung, aber Öhler (18) ließ auch im Ligabetrieb aufhorchen. Wie Osei-Kwado gelangen ihm 11 Tore, als auch 1 Tor und 1 Vorlage im DFB-Pokal. Unter den strengen Augen des Stehgeigers, machte Öhler aber kein gutes Spiel in Gladbach. Als Träger der Nummer 10 wurde er arg in die Mangel genommen und konnte sich kaum entfalten. In einem lichten Moment spielte er aber den öffnenden Pass, welcher zur Führung umgesetzt werden konnte. Sein Zweikampfverhalten scheint nicht sonderlich gut zu sein, aber die Spielintelligenz ist ungleich höher. Der kreative Mann bringt alles für die zentrale Mittelfeldpostion mit und dürfte zumindest in die Reserve aufrücken. Hier sieht der Stehgeiger Probleme mit der Körperlichkeit bei den Herren. Kann Öhler sich auch dort durchsetzen, wird man den Namen sicherlich wieder hören.

Der herausragende Akteur dieser Mannschaft ist der junge Bosnier Halil Hajtic. Bester Torschützer der Roten Teufel mit 19 Toren in der Regionalliga (auf Auskunft von Experten auch mit einer zweistelligen Anzahl an Torvorbereitungen) und jeweils 3 Toren im Pokal. Hajtic wurde bereits 2 mal in die U-18 und 5 mal in die U-19 Nationalmannschaft Bosnien-Herzegowinas berufen. Mit 19 Jahren ist er einer der Älteren und neben Skipper Schindele, der Spieler dem der Stehgeiger sofort Herrenfußball zutraut. Hajtic ist 1,85m groß und athletisch. Er besitzt körperlich bereits starke Voraussetzungen und bringt auch technisch Einiges mit. Seine Rolle auf dem Feld würde ich als offensiver „Ballack“ beschreiben, der auch ständig mit den Mitspielern spricht. Hajtic dirigiert die Offensive. Vorher beim VFB Stuttgart und dem FC Augsburg aktiv, muss man diesem jungen Mann Beachtung schenken. Denke ich dabei an die sportlich weniger wertvolle Partie gegen den FC St. Pauli am letzten Spieltag, könnte Hajtic einen Platz im Kader einnehmen. Natürlich immer unter der Prämisse, einen Jugendspieler nicht Überbeanspruchung auszusetzen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Franco Foda ( der beim Verbandspokalfinale vor Ort war) Halil Hajtic auf dem Zettel hat. Jogi Löw würde ihn wohl als „Zwischenspieler“ charakterisieren und genau das trifft es sehr gut. Er pendelt zwischen hängender Spitze und der Position 8 auf dem Feld. Nicht ganz „box-to-box“ wie der Engländer sagen würde. Bosnische Medien bringen ihn bereits mit Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen in Verbindung, aber den Schreiberlingen vom Balkan darf man nicht immer Glauben schenken. Da wird oft viel übertrieben und ein Spieler wie er, mit diesen Leistungsdaten, wird natürlich gescoutet. Der Stehgeiger hofft, dass Hajtic die Chance bekommt die Vorbereitung auf die nächste Saison mitzumachen. Einen Spieler wie ihn, hat Kaiserslautern schon seit Jahren nicht mehr hervorgebracht.

In vorderster Front gelang dem 1. FC Kaiserslautern ein ungewöhnlicher Transfer. Vom ehemaligen Beckham Club Los Angeles Galaxy kam ein junger Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln. Mario Andrés Rodriguez Junior lautete der klangvolle Namen des Stürmers. Insidern aus dem US-Fußball dürfte der Name ein Begriff gewesen sein, hierzulande kannte man ihn nicht. Den Schritt über den großen Teich wagte der 19-Jährige vor gut 10 Monaten und seit dem beginnt sein Stern aufzusteigen. U-17 und U-20 Nationalspieler für die Vereinigten Staaten, fiel ihm der Sprung nach Europa leicht. Es haperte anfänglich an der Spielerlaubnis für den Amerikaner und er war längere Zeit abkömmlich durch Turniere mit der Nationalmannschaft. In der Regionalliga konnte er 4 unauffällige Tore beisteuern, traf aber im Pokal gleich 3 mal. Das Verbandspokalfinale entschied er mit 3 Treffern im Alleingang und weckt bereits Begehrlichkeiten bei den Fohlen aus Gladbach. Dem Stehgeiger fiel Rodriguez Junior durch einen starken Abschluss, strammen Schuss und schnellen ersten Schritt auf. Athletisch in den USA ausgebildet, brachte er erwartungsgemäß eine gute Physis mit. Wer den Jugendfußball dort kennt, der weiß vielleicht, dass bereits jede Schulmannschaft unheimlich viel in diesem Bereich tut. Meine Prognose wäre ihn erst einmal in der Reserve zu bringen, mit der Perspektive für die erste Mannschaft. Natürlich ist die USA keine Referenz in Sachen Fußball, aber in den letzten Jahren ist der Vorsprung anderer „Kontinental-Mächte“ geschmolzen. Rodriguez bleibt dem FCK hoffentlich erhalten und eine Nominierung für das letzte Spiel gegen St. Pauli, unter den selben Voraussetzungen wie bei Hajtic, fände ich ein gutes Signal. Wer die Leistungsdaten sieht mag vielleicht skeptisch sein, aber live machte er einen wirklich guten Eindruck.

In der beschriebenen Mannschaft befinden sich auch andere starke Spieler, die dem Stehgeiger aber nicht so sehr aufgefallen sind. Florian Pick (17) aus Wittlich ist das Pendant zu Osei-Kwado, Karsten Luft (18) traf als Stürmer 9 mal in der laufenden Saison, Ragnar Sveinsson (18, Island) und Michael Rauth (17, Österreich) sind beides Jugendnationalspieler ihrer Verbände. Alle Jugendspieler kann ich aus Zeit und informationstechnischen Gründen nicht beleuchten. Der Stehgeiger bemühte sich eine faire Auswahl zu treffen, basierend seiner subjektiven Beobachtung.

Man dürfte durch diesen Artikel vielleicht sehen, dass selbst ohne Ausbau des NLZ bereits Potentiale vorhanden sind. Jetzt liegt der Ball wie so oft bei den Verantwortlichen. Man kann auch viele Argumente gegen junge Spieler anbringen, aber woher nehmen wenn nicht stehlen? Manchmal muss man den Jungen eine Chance geben und sehen was passiert. Mehr als Leistung zeigen können sie nicht, um Beachtung zu finden. Gerade herausragende Leistungen wie den Verbandspokalsieg, Aufstieg in die Bundesliga und das Finale im DFB-Junioren Pokal sollten genug Anlass sein, Foda, Fünfstück und Kuntz davon zu überzeugen, die Leute mit Verträgen und Perspektive auszustatten. Natürlich ist der Übergang zum Herrenbereich kein Selbstläufer und nicht jedes Talent ist den Anforderungen gewachsen. Aber im Vorhinein negative Urteile zu fällen und Jugendspielern weniger Chancen einräumen weil man beispielsweise kein hoch-zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum hat oder „nur“ in der Regionalliga spielt und negative Erfahrungen gemacht hat (Klement, Esswein, Schönheim, Halfar, Ziemer etc.), darf nicht zur Regel werden. Den Weg den der FCK einschlagen muss um zu überleben, ist eigene junge Spieler herauszubringen. Damit erhöht man den sportlichen und wirtschaftlichen Wert des gesamten Clubs. Beispiele dazu gibt es genug, wo viel weniger Tradition und vergangene Erfolge vorhanden sind. Den guten Namen, den der 1. FC Kaiserslautern immer noch genießt, sollte man endlich auch im Unterbau spüren können. Für eine erhöhte Durchlässigkeit ist ein kleinerer Kader von Nöten und dauerhafte Plätze für 2-3 Jugendspieler, wie es Kuntz angekündigt hat. Foda genießt den Ruf aus Österreich, jungen Spielern Chancen zu geben. Mit Linsmayer, Zellner, Heintz, Zuck und Orban hat er das getan, mit wechselndem Erfolg. Aber genau das ist das kalkulierbare Risiko bei der Sache. Dabei muss angesetzt und weitergemacht werden. Der DFB gibt hierzu auch eine klare Anleitung, was die local player Regelung besagt. Der Stehgeiger sieht lieber Eigengewächsen beim Dilettieren zu, als zugekauften Kickern aus aller Welt, die auch bei den Fans schnell den Kredit verspielen. Dabei geht es überhaupt nicht um Deutsche oder Ausländer, sondern um eigens ausgebildetes Spielermaterial. Völlig egal, woher derjenige dann auch stammen mag.

Nun wurde sehr viel über die Spieler berichtet, aber kaum etwas über die Trainer. Fünfstück habe ich bereits im ersten Teil dieses Artikels beleuchtet. Als Foda und sein Team unter Druck stand, vernahm der Stehgeiger bereits erste Stimmen die seine Ablösung durch den frischen Fünfstück forderten. Nicht das ich der selben Meinung bin, aber die grundsätzliche Idee mal eigene Trainer nach oben zu befördern, halte ich für sehr wichtig. Wieder machen es andere Teams vor und bringen eigene Trainertalente heraus (Streich, Tuchel, Wiesinger etc.). Beim FCK wäre ein Name, der diesbezüglich nie gefallen ist: Gunther Metz. Warum eigentlich nicht? Er hat es bis ins Finale um die deutsche Meisterschaft geschafft, den Verbandspokal geholt und das Finale des DFB-Pokal mit seiner Mannschaft erreicht. „Magic Metz“ wäre für den Stehgeiger in Zukunft mal ein Kandidat, die erste Mannschaft zu trainieren, sollte die Position vakant sein. Hier liegen die Vorteile auf der Hand: kennt den Verein und die Strukturen, bringt in der Regel sofort Nachwuchsleute mit nach oben, kann zeitnah geholt werden und im Falle des Misserfolgs zurückgestuft werden.

Wieder ein Denkanstoß, der beim 1. FC Kaiserslautern noch nicht angekommen ist, oder nach Außen nie kommuniziert wurde.

 

In diesem Sinne

Euer Stehgeiger